Unternehmensbewertung KMU: Wie viel ist mein Unternehmen wert?

Wer sein Geschäft gewinnbringend verkaufen möchte oder wenn eine Unternehmensübergabe ansteht, steht man vor einer entscheidenden Frage: Wie hoch ist der Wert meines Unternehmens? Neben dem ideellen Wert, den eine Firma insbesondere für Ihre Gründer hat, ergibt sich auf Basis unterschiedlicher Faktoren auch ein monetärer Wert, der konkreter zu messen ist. Welche Verfahren bei einer Unternehmensbewertung von KMU infrage kommen, welche Besonderheiten es gibt und mit welchen Risiken zu rechnen ist, erfahren Sie in diesem Beitrag.

Unternehmensbewertung-KMU
Der Wert eines Unternehmens lässt sich an einigen Faktoren zumindest quantitativ messen.

Inhaltsverzeichnis

Wie definiert man KMU?

Sowohl in qualitativer als auch in quantitativer Hinsicht lassen sich Unternehmen in Deutschland den sogenannten kleinen und mittelgroßen Unternehmen – genannt KMU – zuordnen. Dabei werden Faktoren wie Umsatz- und Beschäftigtengrößenklassen verwendet. Laut der Definition der Europäischen Union, die zumindest eine quantitative Zuordnung zulässt, fällt ein Unternehmen unter den Begriff KMU, wenn es:

  • weniger als 250 Personen beschäftigt und
  • entweder einen Jahresumsatz von maximal 50 Mio. € erzielt
  • oder sich dessen Jahresbilanzsumme auf höchstens 43 Mio. € beläuft.

Trotz dieser quantitativen Kriterien ist eine allgemeingültige Definition von KMU ist jedoch nicht möglich, da sich diese Unternehmensgruppe überaus heterogen gestaltet. Innerhalb der Gruppe der KMU lassen sich weitere Unterteilungen durchführen:

GrößenklasseMitarbeiterJahresumsatz
Kleinstunternehmenbis zu 9bis zu 2 Mio. €
Kleine Unternehmenbis zu 49bis zu 10 Mio. €
Mittlere Unternehmenbis zu 249bis zu 50 Mio. €

Alles, was darüber liegt, fällt unter die Kategorie „Großunternehmen“.

Gründe für eine Unternehmensbewertung

Warum ein Unternehmen bewertet werden sollte, kann viele Gründe haben. Die häufigsten sind:

  • der Kauf oder Verkauf eines Unternehmens
  • Der Ein- oder Austritt von Gesellschaftern
  • Veränderungen des Kapitals
  • Abfindungen und Entschädigungen

Je nach Anlass ergeben sich für die Unternehmensbewertung objektive und subjektive Werte, die zu differenzieren sind. Der objektive Unternehmenswert beinhaltet keine zusätzlichen Entwicklungsmöglichkeiten, während beim subjektiven Wert zusätzlich der individuelle Nutzen, die ein Investor vom Unternehmen erwarten kann, in den Gesamtwert einfließt.

Das richtige Bewertungsmodell

Grundsätzlich gilt: Ein geschlossenes Bewertungsmodell, das auf die Bewertung von KMU zugeschnitten ist, existiert nicht. Daher entscheidet in erster Linie der jeweilige Bewerter, welche Faktoren er mit welcher Gewichtung in seine Bewertung einfließen lässt. Dabei muss dieser stets die Besonderheiten des expliziten Falls erkennen, würdigen und in sein Bewertungsmodell integrieren. Ein Fallbeispiel sowie Methoden und Bewertungsverfahren erfahren Sie in unserem Ratgeberartikel Unternehmensbewertung Beispiel.

Unternehmensbewertung von KMU: Besonderheiten und Risiken

Eine Unternehmensbewertung sollte unabhängig von der jeweiligen Größe des Geschäfts erfolgen, dennoch gibt es in Einzelfällen von KMU Besonderheiten und Risiken, die beachtet werden sollten:

Fehlende Börsennotierung

In der Regel sind KMU nicht börsennotiert. Das bedeutet, dass die Eigentumsrechte des Unternehmens nicht am Kapitalmarkt gehandelt werden, sondern bei einzelnen Personen liegen. Das hat zur Folge, dass weniger Transparenz vorhanden ist, was einen Verkauf der Beteiligungen zeitintensiver macht. Darüber hinaus kommen höhere Transaktionskosten hinzu.

Abhängigkeit

Typische Risiken von KMU ergeben sich aus der Tatsache, dass diese von wenigen Kunden und Lieferanten abhängig sind. Außerdem besitzen sie eine weniger breit gefächerte Produktpalette als große Unternehmen und beliefern oft nur einen Markt, der regional eng begrenzt ist.

Eigentümerführung

Ein Unternehmen, das vom Eigentümer geführt wird, ist bei KMU häufig anzutreffen. Ein weiteres Risiko ist dabei, dass eine ausgeprägte Abhängigkeit des Unternehmenserfolgs von der Person dieses Eigentümers besteht. Hier ist ein möglicher Austausch durch eine externe Person denkbar – zu entsprechenden Kondition und mit einer gleichwertigen Eignung. 

Eigentuemer
Damit der Unternehmenserfolg eines eigentümergeführten Geschäfts nicht von der Person des Eigentümers abhängig ist, sollte ein etwaiger Ersatz gestellt werden.

Planungsrechnungen

Aufgrund eingeschränkter Informationsquellen gibt es bei KMU in der Regel keine integrierten Planungsrechnungen. Sie verfügen oft über wenig Unternehmensplanung oder zu wenig, um eine belastbare Bewertung in qualitativer sowie quantitativer Hinsicht liefern zu können. KMU können dem Bewerter häufig lediglich Datenmaterial aus der Vergangenheit liefern. Dieses sollte aber nicht unreflektiert in Zukunftsprognosen integriert werden. Kommt es zur Unternehmensbewertung von KMU, muss dafür also eine Planung aufgestellt werden. Die Daten aus der Vergangenheit können in diesem Fall herangezogen werden, um den Zukunftserfolgswert plausibel zu prognostizieren.

Sphärentrennung

Da kleine und mittlere Unternehmen oft auf dem privaten Grundstück des Eigentümers liegen, werden die Geschäftsräume sowohl betrieblich als auch privat genutzt. Das macht eine Trennung von Privatleben und Beruf schwierig. Darüber hinaus existieren bei KMU häufig Beteiligungsverhältnisse, die eine sachgerechte Abgrenzung von Vermögen und Schulden kompliziert gestalten können.

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Vergütungen

Sowohl Familienmitglieder als auch Geschäftsführer von familiengeführten KMU werden oft nicht zu marktüblichen Konditionen bezahlt. Das kann zu systematischen Fehlern in der Bewertung führen. Daher solle eine strikte Trennung zwischen Unternehmen und Privatleben erfolgen.

Unternehmensbewertung KMU vom Experten

Wenn Sie sich für eine Bewertung Ihres KMU interessieren, dann sollten Sie sich am besten von einem Experten aus Ihrer Nähe beraten lassen, der ein individuelles Modell aufstellt und die einzelnen Aspekte analysieren und korrekt einordnen kann.

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